Barriere-Check: Moselstadion!
Wie barrierefrei und selbstständig können Beeinträchtigte in Trier Fußball schauen?
Text von Beate Macher
Es ist Samstagnachmittag – Zeit für Fußball. Eintracht Trier empfängt zuhause den FSV Salmrohr. Im Moselstadion Trier regnet es in Strömen. Das triste Wetter passt leider perfekt zum Spiel des SVE. Er unterliegt mit 1:2.
Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich bei einem Heimspiel der Eintracht dabei war. Mein Besuch hatte einen ganz besonderen Grund. Wir von „TACHELES – das inklusive Medien-Team“ wollten das Moselstadion nämlich genauer unter die Lupe nehmen. Wir wollten wissen, wie barrierefrei das Stadion ist. Aus diesem Grund habe ich unseren rollenden Reporter Patrick Loppnow begleitet und zusammen haben wir erlebt, wie es für einen beeinträchtigten Menschen ist, bei einem Fußballspiel dabei zu sein.
Das Stadion gehört übrigens der Stadt Trier. Diese wäre also auch für Umbauten oder ähnliches verantwortlich. Die Eintracht ist der Veranstalter, der dort seine Spieltage ausrichtet und gestaltet.
Wir waren mit einer kleinen Gruppe bestehend aus TACHELES-Reporter*innen unterwegs. Patrick hat sich mit einer Begleitperson das Spektakel vom Spielfeldrand aus angeschaut, denn auf der Tartanbahn befinden sich die für Rollstuhlfahrer*innen vorgesehenen Plätze. Gegen den Bereich an sich ist nichts einzuwenden, er ist immerhin nah an dem Geschehen, aber es gibt zwei große Nachteile: Zum einen sind die Plätze nicht überdacht, was an diesem Samstag im strömenden Regen ein wirklich großes Problem war. Die beiden wurden trotz Schirm und Regen-Cape nass, kalt war es noch dazu. Und zum anderen ist der Weg bis zu den Rollstuhlplätzen unnötig lang und umständlich. Wenn ihr wissen wollt, wie es Patrick auf dem Weg vom Parkplatz bis zu seinem Sitzplatz ergangen ist, dann schaut euch unser Video auf Facebook oder YouTube dazu an. Dort bekommt ihr Eindrücke von unserem Ausflug und erfahrt, wie es die Eintracht mit der Barrierefreiheit hält.
Im Gegensatz zu Patrick saß ich nicht in dem ebenerdigen Bereich, sondern auf der Tribüne und musste schmerzlich feststellen, dass es gar nicht so leicht ist, da hoch zu kommen. In dem Stadion gibt es sehr viele hohe Treppen. Zwar bin ich nicht körperlich beeinträchtigt so wie Patrick, aber trotzdem nicht gut zu Fuß – das Alter eben. Ich hatte demnach so meine Probleme. Im Übrigen haben die Probleme eigentlich schon beim Parken begonnen. Es sollten drei Behindertenparkplätze zur Verfügung stehen. Leider waren alle belegt. Einer davon durch ein Auto mit Behinderten-Parkausweis. Die anderen durch einen Privatwagen ohne Ausweis und ein Platz durch das Auto der Security. Nicht gut.
Im Allgemeinen scheinen all diese Dinge, vom Parkplatz über das fehlende Dach bis zu den hohen Treppen, Menschen mit Beeinträchtigung aber nichts auszumachen, wie wir im Gespräch mit Björn Berens, dem Geschäftsstellenleiter von Eintracht Trier, gehört haben: „Auch einige Besucher mit Handicap, die nicht Rollstuhlfahrer sind, kommen regelmäßig ins Moselstadion“, sagt Berens. Wir wollten außerdem wissen, ob es im Stadion Ansprechpartner*innen für beeinträchtigte Menschen gibt. Er erklärte uns, dass die Besucher*innen sich bei Fragen oder Problemen gerne an das Kassenpersonal oder das Organisations-Team rund um den Spieltag wenden können.
An einem Punkt in Sachen Barrierefreiheit muss sich im Moselstadion aber auch noch etwas tun: die Behindertentoilette. Es gibt zwar ein Klo für Rollstuhlfahrer*innen und der Weg dorthin ist auch akzeptabel, aber es ist trotzdem nicht ganz unproblematisch. Das Waschbecken und das Klo selbst sind zu hoch und nicht höhenverstellbar. Manch einer braucht demnach Hilfe beim Gang zur Toilette. Das bestätigte uns auch ein anderer Rollstuhlfahrer, den wir im Stadion getroffen haben.
Ein ähnliches Problem mit der Höhe gibt es auch im Hinblick auf Essen. Im Bereich der Essenstände gibt es nur Stehtische. Für Rollstuhlfahrer*innen alles andere als geeignet. Sie müssen ihr Essen dann gegebenenfalls auf ihren Beinen ablegen. Abgesehen davon sind die Stände echt weit weg und die Begleiter*innen müssten am besten für die Rollstuhlfahrer*innen das Essen holen gehen. Selbstständig können die Beeinträchtigten also nicht unbedingt den Tag genießen.
Eine weitere Sache, die im Moselstadion fehlt, ist Leichte Sprache. Das hat mich persönlich sehr enttäuscht. Leichte Sprache ist eine besondere Schreibweise, die für Menschen mit Beeinträchtigung verständlicher ist. Das heißt: kurze Sätze, lange Wörter trennen und vor allem große Schrift verwenden. An der einen oder anderen Stelle wäre das hilfreich gewesen.
Mir ist bei meinem Besuch außerdem aufgefallen, dass es keine besonderen Hilfen oder Vorkehrungen für blinde Menschen gibt. Laut Berens sei dies bis jetzt auch noch nicht nötig gewesen. Er sagte: „Wir bieten keinen direkten Service für Personen an, die blind sind. In den letzten Jahren hat es hier aber auch nie eine Anfrage gegeben.“ Berens wies allerdings darauf hin, dass blinde Menschen oder Menschen mit Sehschwäche gerne die Audio-Übertragungen von SVE-TV nutzen können. Das ist eine Online-Übertragung des Spiels, ähnlich wie Fußball im Fernsehen, mit gewöhnlichem Kommentar.
Im Großen und Ganzen hatten wir eine gute Zeit im Moselstadion, allerdings hat sich gezeigt, dass es an einigen Stellen noch Verbesserungsbedarf gibt. Wie so oft werden auch hier Dinge zum Problem, die für Menschen ohne Beeinträchtigung selbstverständlich sind und einfach erscheinen – lesen, Treppen steigen, an Stehtischen essen etc.
Was uns an diesem Nachmittag aufgrund des Wetters besonders negativ aufgefallen ist, ist die fehlende Überdachung bei den Plätzen der Rollstuhlfahrer*innen. Da sollte sich dringend etwas ändern. Wenn Sie bei einem Fußballspiel im Nassen säßen, hätten Sie dann noch Spaß?
Also liebe Stadt Trier, bitte sorgt dafür, dass auch die Rollstuhlfahrer*innen eigenstständig, selbstbewusst und mit Freude Fußball gucken können und vor allem im Trockenen sitzen.