Kooperation für mehr Inklusion in der Arbeit

Gestern waren wir bei einer Veranstaltung in Daun.
Da hat jemand ge·sagt:
„Manchmal kann man Dinge nicht in Zahlen messen.
Aber man kann trotzdem etwas für Menschen tun.
Und man kann etwas mit Menschen tun.“
Das hat die Chefin von der Arbeits-Agentur Trier gesagt.
Sie heißt: Reinhilde Willems.

Neuer Vertrag
📄 Die Arbeits-Agentur Trier und die EuWeCo-Werkstätten haben einen Vertrag unter·schrieben.
Das nennt man: Ko·operation.
Das bedeutet: Beide wollen zusammen-arbeiten.
Ziel der Zusammen-Arbeit ist Inklusion.
Sie wollen: Der Arbeits-Markt soll inklusiver werden.
Man soll besser inklusiv arbeiten und lernen können.

Reden bei der Feier
🎤 Der Chef von EuWeCo heißt Ferdinand Niesen.
Er hat gesagt:
„Man muss Dinge ausprobieren.
Wenn man es nicht probiert, weiß man nicht, ob es klappt.
Wir haben gelernt: Oft klappt es.“

Niesen hat auch zwei Beispiele erzählt:
⭐ Ein Mann war in der Werkstatt beschäftigt.
Er machte eine Ausbildung als Koch.
Er hatte mit die besten Noten in seinem Jahrgang.
Jetzt arbeitet er bei EuWeCo in der Küche.
⭐ Ein Arbeit-Geber hat ein besonderes Auto gekauft.
So konnte er einen Mitarbeiter beschäftigen.

Budget für Arbeit
💶 Es gibt ein besonderes Geld.
Das heißt: Budget für Arbeit.
„Budget“ spricht man so: Bü-dscheee.
Dieses Geld hilft Firmen und den Menschen in der Firma.
Dabei geht es um Inklusion.
So kann eine Firma mehr inklusive Arbeit anbieten.
Das Gute:
Wenn es nicht klappt, kann man zurück-gehen in die Werkstatt.
Oder man probiert etwas Neues.


Aktions-Tag
📅 Der Vertrag wurde unter·schrieben 25. September.
Das war kein Zufall.
Denn: An diesem Tag ist in ganz Deutschland der Aktions-Tag: „Schicht-Wechsel, Sicht-Wechsel“.
Menschen aus Werkstätten und Menschen aus Firmen tauschen an diesem Tag ihre Arbeits-Plätze.
Und sie lernen voneinander.
In Deutschland machen fast fünf tausend Menschen mit.

Neue Sichtweise
💡 Uns hat ein Wort besonders gefallen:
„Menschen mit Förder-Bedarf“.
Das bedeutet:
• Man sieht nicht zuerst die Behinderung.
• Man sieht zuerst die Möglichkeiten.
• Man sieht das Können und die Chancen.

Unser Wunsch
✅ Wir freuen uns auf die neue Zusam·men-Arbeit.
Wir wünschen uns:
Es soll mehr Zusammen-Arbeit geben für Inklusion.
Auch in Trier.

„Man kann es vielleicht nicht in Zahlen auf dem Papier ablesen, aber trotzdem einfach mal Dinge für und mit Menschen machen.“ Das war der Leitsatz von Reinhilde Willems, Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit Trier, gestern bei einer Veranstaltung in Daun, die wir besuchen durften. Die Agentur und die EuWeCo Werkstätten haben da eine Kooperation unterzeichnet. Gemeinsam möchten sie den Arbeitsmarkt inklusiver gestalten und Inklusion leben.

Die beiden Partner wollen nun Menschen mit Beeinträchtigungen besser in Praktika und Arbeitsplätze vermitteln und inklusivere Arbeitsbedingungen fördern. „Man muss es versuchen. Denn wenn man es nicht versucht, weiß man nicht, ob es klappen kann. Und wir haben gelernt: Es klappt immer wieder“, sagte Euweco-Geschäftsführer Ferdinand Niesen. Er berichtete unter anderem von einem Werkstattbeschäftigten, der seine Kochlehre mit Bestnoten absolvierte und nun in der EuWeCo-Küche tätig ist. Ein anderer Arbeitgeber hat ein eigens konzipiertes Fahrzeug angeschafft, um einen von Niesens ehemaligen Schützlingen beschäftigen zu können, erzählte er weiter.

Über das Budget für Arbeit bekommen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vielfältige Möglichkeiten und Unterstützung. „Und das ist keine Einbahnstraße“, erklärte Niesen. Man kann immer wieder zurück in die Werkstatt oder einen anderen Versuch starten, wenn etwas nicht funktioniert.

Dass die Unterzeichnung am 25. September stattfand, war kein Zufall. Es ist der bundesweite Aktionstag „Schichtwechsel / Sichtwechsel“. Dabei tauschen Menschen aus Behinderten-Werkstätten mit Menschen aus Partner-Unternehmen und informieren sich gegenseitig über ihr Arbeitsleben. In ganz Deutschland sind fast 5.000 Menschen dabei laut der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen.

Besonders aufgefallen ist uns gestern der Begriff „Menschen mit Förderbedarf“. Denn nicht immer muss die behindernde Barriere im Vordergrund stehen. Der Fokus kann auch auf dem Fördern von Potentialen liegen. Das hat uns gut gefallen und in diesem Sinne sind wir sehr gespannt, was die neue Kooperation schaffen wird. Solche handfesten Chancen, zusammen zu arbeiten und etwas zu bewegen, wünschen wir uns für noch viel mehr Unternehmen, auch in Trier.

Besuch bei EU-Politikerin Katrin Langensiepen

Tach von TACHELES!
Wir haben Katrin Langensiepen besucht.
Sie ist Politikerin.
Sie arbeitet im EU-Parlament.
Das ist das Parlament von der EU.
Da treffen sich viele Politikerinnen und Politiker aus Europa.

Langensiepen ist aus Deutschland.
Sie ist von der Partei: Die Grünen.

Wir haben das EU-Parlament besucht.
Mit dem Projekt „Selbstvertretung“ von der Lebenshilfe Trier.
Da haben wir Langensiepen ge·troffen.
Wir haben ihr Fragen ge·stellt.

Wir haben mit ihr ge·redet über:
Arbeit,
Geld,
Inklusion
und viel mehr.

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Besuch bei EU-Politikerin Katrin Langensiepen

Tach von TACHELES! Wir haben Katrin Langensiepen (Grüne) im Europa-Parlament besucht, gemeinsam mit dem Projekt „Selbstvertretung“ der Lebenshilfe Trier. Sie beantwortet uns Fragen über Arbeit, Geld, Inklusion und mehr.


Selbst-Versuche auf dem Inklusiven Sport-Fest. Plus: Barriere-Check: Sportfest!

Umfragen hören:

Selbst-Versuche auf dem Inklusiven Sport-Fest. Plus: Barriere-Check: Sportfest!

Wir haben die Angebote aus·probiert.
Und: Wir haben ge·schaut:
Ist das Fest gut für Inklusion?

Dieser Text hat Kapitel.
Das sind die Kapitel:
Warum Sport-Fest?
Selbst-Versuche
Umfragen
Barriere-Check: Sport-Fest.
Ihr könnt hier auf ein Kapitel klicken.
Dann kommt ihr sofort da·hin.

Es gibt auch Fotos.

Am Samstag gab es ein Sport-Fest in Trier.
Es hieß:
Inklusives Sport-Fest.
Denn:
Menschen mit Be·ein·trächti·gung
und Menschen ohne Be·ein·trächti·gung
sollten zu·sammen Sport machen und Spaß haben.

Warum Sport-Fest?

Dieses Wochen-Ende fängt Special Olympics in Berlin an.
Da sind die Welt-Spiele.
Das heißt:
Von über-all auf der Welt kommen Leute.
Sie machen Sport.
Wie eine Welt-Meister·schaft.
Das ist zum ersten Mal in Deutsch·land.
Es ist in Berlin.
Sehr viele Leute sind da.

Die Gäste reisen diese Woche an.
Sie fahren nicht direkt nach Berlin.
Sie machen vorher Stopp in anderen Städten.
In Trier sind Leute aus Panama.
Von heute bis Donnerstag.

Die Stadt Trier wollte das nutzen.
Sie wollte:
Bevor Panama kommt, soll man über Inklusion lernen.
Deshalb gab es das Inklusive Sport-Fest.
Da gab es Sport zum mit·machen
und Info-Stände.

Selbst-Versuch: Lebend-Kicker

Es ist sehr heiß.
Aber:
Heinrich will Fußball spielen.
Heinrich ist Redakteur bei TACHELES.
Es gibt ein Fuß-Ball-Feld.
Das sieht aus wie ein Tisch-Fuß-Ball, nur groß.
Da stehen echte Menschen drin.
Sie spielen zu·sammen.
Heinrich macht mit.
Er findet:
Das ist toll.
Ich kann mich fest-halten.
Niemand tut mir weh.
Wir arbeiten zu·sammen.
So wie sonst im Leben.

Heinrich hat ein Tor ge·schossen.
Er freut sich.
Man muss sich ein wenig be·wegen können.
Dann geht das.

Es sind Leute von einem Verein dabei.
Der heißt:
Bananen-Flanke Trier.
Das ist ein Fuß-Ball-Verein.
Er ist für Kinder und Jugendlich mit Be·ein·trächti·gung.
Sie zeigen:
Wir arbeiten alle zu·sammen.
Alle haben gemeinsam Spaß.
Das ist toll, sagt Heinrich.
Und er sagt weiter:
So kommen sich die Leute näher als sonst.

Selbst-Versuche: Corn-Hole und Tor-Wand.

Martina, Sigrid und Heike sind auch bei TACHELES.
Sie freuen sich:
Beim Sport-Fest können sie viel aus·probieren.
Sie sind manch·mal richtig gut.
Das haben sie nicht ge·dacht.
Heike trifft die Löcher in der Tor-Wand oft.
Aber: Sie treffen nicht so viele Leute.

Cornhole spricht man so:
Korn-Hol.
Da gibt es ein Brett.
Das hat ein Loch.
Es gibt kleine Kissen.
Die muss man in das Loch werfen.
Martina, Sigrid und Heike machen das gut.

Ein Besucher kommt da·zu.
Er sitzt im Roll-Stuhl.
Er hat seinen Sohn da·bei.
Der sitzt nicht im Roll-Stuhl.
Beide haben Spaß.
Sie reden mit·einander.
Und sie reden mit den Leuten von TACHELES.
Das ist gut.
Der Junge lernt schon viel über Inklusion.
Viele Menschen wissen wenig über Inklusion.

Selbst-Versuch: Roll-Stuhl-Basket-Ball

Es gibt eine Mannschaft dafür in Trier.
Sie heißt:
Dolphins.
Das ist Englisch.
Es heißt:
Delfine.
Der Trainer ist sogar Bundes-Trainer.
Er trainiert die deutschen Frauen.
Er ist im Moment bei der Welt-Meister·schaft.
Die ist in Dubai.

Heinrich von TACHELES hat Probleme mit dem Roll-Stuhl.
Der Stuhl rollt schnell weg.
Er ist eng.
Er ist sehr tief:
Aber:
Es klappt doch.
Es ist komisch für ihn.
Der Stuhl wackelt auf dem Boden.
Denn: Da sind Steine.
Der Boden ist nicht ganz flach.
Und:
Der Korb vom Basket-Ball ist jetzt weit weg.

Martina hat auch Probleme.
Sie muss den Ball sehr hoch werfen.
Das kann sie nicht.
Wenn viele Leute spielen, findet sie alles zu schnell.
Sie schaut lieber zu.
Sie sagt:
Ich bin be·ein·druckt.
Sie ist dann noch mehr be·ein·druckt, denn:
Sigrid von TACHELES wirft den Ball in den Korb.

Selbst-Versuch: Roll-Stuhl-Hinder·nisse

Sigrid wollte das schon immer mal probieren.
Sie macht eine Runde.
Sie hat Hilfe.
Sie wird viel ge·schoben.
Sie fragt:
Darf ich alleine?
Sie darf alleine.
Aber der Helfer ist dabei.
Das ist gut:
Sigrid will über eine Rampe.
Sie kommt nicht hin·über.
Sie kippt.
Der Helfer ist da.
Sigrid sagt:
Das sieht einfach aus.
Ist es aber nicht.
In der Stadt gibt es mehr Hinder·nisse.
Das muss sehr schwer sein.

Info-Stände

Es gibt Stände von
der Lebenshilfe Trier,
Special Olympics Rhein·land-Pfalz und
Lokale Agenda 21 Trier.
Da kann man reden.
Es gibt Infos.
Es geht um:
Inklusion
und vieles mehr.

Es sind nicht so viele Be·sucher da.
Es ist sehr heiß.
Es ist zu warm für Sport.
Aber:
Ein paar Leute sind da.
Sie gehen an die Stände.
Es sind viele junge Leute.

Leute informieren sich.
Das ist gut, sagt TACHELES.
Denn:
Dann lernen die Leute etwas.
Dann denken sie mehr an Inklusion.
Dann kann die Welt besser werden.

Am besten:
Die Leute treffen sich beim Sport.
Sie müssen nicht viel reden.
Sie haben viel Spaß zu·sammen.
Das ist Inklusion.

Umfragen

Heike von TACHELES hat mit Leuten geredet.
Sie hat ge·fragt:
Warum seid ihr hier?
Was ist das Tolle an eurem Sport?
Ihr könnt euch das an·hören:
Hier klicken.

Oder ihr könnt es hier lesen:

Bananen-Flanke Trier

Warum zeigen Sie heute Ihren Sport?
Mein Sohn hat eine Be·ein·trächti·gung.
Ich wollte ihm helfen:
Er soll Fuß-Ball spielen können.
Da·für gibt es die Bananen-Flanke.
Wir wollen uns heute vor-stellen.
Wir wollen dem Inklusiven Sport-Fest helfen.

Wie kamen Sie zu dem Sport?
Ich habe früher Fuß-Ball gespielt.
Ich wollte:
Mein Sohn soll auch Fuß-Ball spielen können,
wenn er will.
Man kann viel Spaß haben und lernen.

Sie bringen Leuten diesen Sport bei.
Warum?

Sport bringt Menschen zu·sammen.
Man lernt viel.
Besser als sonst.

Was ist das Tolle an Ihrem Sport?
Man kann sich mit·einander freuen.

Dolphins Trier

Sie bringen Leuten diesen Sport bei.
Warum?

Man kann Leuten etwas bei·bringen.
Das ist schön.
Man kann mit einem Roll-Stuhl viel machen.
Das wissen viele nicht.
Sie sind sehr be·geistert.

Special Olympics Rhein·land-Pfalz

Warum sind Sie hier?
Wir wollen:
Mehr Leute sollen Special Olympics kennen.

Was ist das Tolle an Special Olympics?
Viele Menschen haben zu·sammen Spaß.
Sie treffen sich immer wieder.

Roll-Stuhl-Hinder·nisse

Warum sind Sie hier?
Ich komme aus Panama.
Ich lebe in Trier.
Leute aus Panama kommen jetzt nach Trier.
Das finde ich spannend.

Was finden Sie gut beim Sport-Fest?
Es geht etwas ab.
Das finde ich immer cool.
Und:
Die Sonne scheint.
Das ist super!

Barriere-Check: Sport-Fest!

Wir haben uns genau um·ge·schaut.

Ort

Das Fest war in Trier auf dem Vieh-Markt.
Die Redaktion von TACHELES sagt:
Das ist eher gut.
Es ist zentral.
Es gibt viel Platz.
Der Boden ist in Ordnung.
Es gibt kleine Steine.
Sie sind nicht super.
Aber: Sie sind auch nicht schlimm.
Es gibt außen herum hohe Bord-Steine.
Aber:
Das war kein Problem.
Es gibt auch flache Eingänge.
Ein anderer Roll-Stuhl-Fahrer sagt:
Das stimmt.

Toilette

Es gab eine barriere-freie Toilette.
Sie hat Lob be·kommen.
Sie ist besser als die Toiletten im Park-Haus.
Die sind oft zu.
Oder schmutzig.
Eine Toilette war auch genug.

Leichte Sprache

Man hat keine Texte in Leichter Sprache ge·braucht.
Man konnte ein·fach mit Leuten reden.
Aber:
Es gab vor·her keine Werbung in Leichter Sprache.

Ein Helfer aus Costa Rica war da.
Er sagt:
Ich habe Leichte Sprache zum ersten Mal bei TACHELES ge·sehen.
Das sah komisch aus.
Aber ich habe ver·standen:
Das macht es viel ein·facher.
Ich kann nicht so gut Deutsch.
Das hilft mir.

Auf dem Fest gab es Buden für Essen und Trinken.
Es gab keine Speise-Karten mit Bildern.
Heinrich und Heike können nicht gut lesen.
Das war für sie ein Problem.

Es gab keine Über·setzer für Gehör·lose.

Organisation und Wirkung

Man hat sehr einfach alles ge·sehen.
Sigrid von TACHELES sagt:
Die Leute waren alle sehr nett.
Heinrich sagt:
Die haben gut ge·holfen.
Die Stimmung war gut.
Alle waren für·einander da.

Aber Heike sagt:
Es waren nur wenige Leute da.
Es gab wenig Werbung für das Fest.

TACHELES wünscht sich:
Es sollen viele Leute zum Fest kommen.
Dann bringt es etwas.
Dann treffen sich viele Leute.
Dann lernen viele Leute über Inklusion.
Deshalb sagen wir:
Das muss es öfter geben.
Mit vielen Leuten.

Selbstversuche auf dem Inklusiven Sportfest. Plus: Barriere-Check: Sportfest!

Wir haben die Angebote ausprobiert und uns umgeschaut, was das Sport-Fest für Inklusion bringt

Dieser Text hat Kapitel:
Der Rahmen
Selbstversuche
Umfragen
Barriere-Check: Sportfest!

Es gibt auch Fotos.

Ein Rollstuhl kippelt auf dem flachen Hindernis. Die Fahrerin erschrickt kurz, springt auf und schaut sich den Parcours erst einmal im Stehen an. Dann hält sie kurz inne, als sie bemerkt, dass Herumlaufen nicht gerade der Sinn dieses Selbstversuchs ist. Also setzt sie sich wieder und versucht noch einige Male vergeblich, alleine über die leichte Erhöhung zu kommen. „Das ist was ganz anderes, wenn man es mal selbst erlebt“, sagt sie später an einem Infostand.

Der Rahmen

Damit hat sie den Sinn des ganzen Tages eigentlich schon recht gut zusammengefasst. Es fand nämlich das Inklusive Sportfest in Trier auf dem Viehmarkt statt. Ab diesem Wochenende sind die Weltspiele von Special Olympics in Berlin, zum ersten Mal überhaupt in Deutschland. 7000 Athleten aus 190 Ländern und rund 20´000 Helfer*innen reisen laut den Veranstaltern für die Spiele an. Zuvor machen die Gäste aus aller Welt Halt in verschiedenen deutschen Städten. Trier empfängt dieser Tage die Delegation aus Panama. TACHELES wird natürlich auch dort mit dabei sein und berichten. Im Vorfeld der so genannten Host Town Tage möchte die Stadt Trier auf den inklusiven Gedanken einstimmen und veranstaltet das Inklusive Sportfest. Egal, ob mit oder ohne Beeinträchtigung, alle Menschen sollen gemeinsam Spaß haben, Berührungsängste abbauen und Barrieren, vor allem im Kopf, überwinden.

So bot das Sportfest sechs Mitmach-Aktionen und vier Infostände an. Unsere Redakteur*innen haben sich umgeschaut, die Angebote ausprobiert und das Fest sowie die Besucher und Anbieter einem Barriere-Check unterzogen.

Selbstversuch: Lebend-Kicker

Unter der schon am Vormittag glühenden Sonne hat TACHELES-Redakteur Heinrich sich sofort zum Lebend-Kicker hingezogen gefühlt. Die Konstruktion bietet ein kleines Fußballfeld, luftgefüllte Banden wie bei einer Hüpfburg und dazwischen Stäbe wie an einem Kickertisch. Nur dass diesmal die Spieler nicht von außen bedient werden. Stattdessen hakt sich Heinrich mit den Händen in einem großen Flies an der Stange ein und kann sich nun nur noch gemeinsam mit seinen Mitspielern nach rechts und links bewegen. Er findet das klasse: „Da kann man sich festhalten. Das finde ich gut. Da kippt man nicht so schnell um. Da springt mir keiner in die Beine. Das tut mir sonst nämlich weh beim Fußball. Und man muss zusammenarbeiten. Das ist sonst im Leben auch so.“

Als ihm zu warm wird, klettert er aus dem Spielfeld wieder heraus. Eine gewisse Beweglichkeit muss man mitbringen, aber mit etwas Hilfe gelingt es ihm. „Ich habe sogar ein Tor geschossen“, freut sich Heinrich.

Betreut wurde der Kicker vom Team Bananenflanke Trier. Das ist ein Fußballverein mit Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung. Sie haben in ihrem Kicker vorgelebt: Egal, wer wir sind, wir können zusammenarbeiten und gemeinsam Spaß haben. Da kommt man viel besser zusammen als sonst, sagt Heinrich.

Selbstversuche: Cornhole und Torwand

Martina, Sigrid und Heike sind heute richtig gut drauf. Für sie ist das Sportfest eine Möglichkeit, einfach mal Spaß mit Bewegung zu haben. An der Torwand zeigen sie ungeahnte Talente. Heike, die erst ganz selten mal gegen einen Fußball getreten hat, gewinnt sogar gegen Sigrid, die früher mal in einem Mädchen-Team gespielt hat. Es gibt viel zu lachen. Aber zu spannenden Begegnungen oder Gesprächen kommt es nicht.

Anders beim Cornhole. Der Sport erfreut sich in unter beeinträchtigten Menschen schon länger wachsender Beliebtheit. Kleine Säckchen in ein Loch in einem Holzbrett werfen, das ist ja nicht schwer zu verstehen, sagen die Redakteurinnen. Und sie sind richtig gut darin.

Ein Passant im Rollstuhl, der das Fest mit seinem Sohn zu besuchen scheint, kommt dazu. Man tauscht sich kurz aus und spricht später noch über Special Olympics, denn die Station wird vom Rheinland-Pfälzischen Special Olympics Verband betreut. Nicht jeder wächst mit solch einem Bewusstsein für Inklusion auf wie dieser Junge. Unsere Redaktion spürt es fast tagtäglich.

Selbstversuch: Rollstuhlbasketball

Die Dolphins sind eine von sehr wenigen Bundesliga-Mannschaften aus Trier. Im Rollstuhlbasketball sind sie seit vielen Jahren stark unterwegs. Trainer Dirk Passiwan ist sogar als Bundestrainer für die Damen-Mannschaft aktuell bei der Weltmeisterschaft in Dubai.

Auch ohne ihn zeigen einige Team-Mitglieder eindrucksvoll ihren athletischen Sport. Die TACHELES-Redaktion probiert sich auch hier. Heinrich hat zunächst einige Probleme, in den Stuhl zu kommen: sehr niedrig, rollt schnell in alle Richtungen weg, etwas eng ist er auch. Dann klappt es aber. Das Rollen und vor allem das Holpern über die Steine auf dem Viehmarkt ist sehr ungewohnt für ihn. Der Korb ist plötzlich auch so weit weg. Was vorher noch so einfach aussah, ist auf einmal doch recht schwierig.

Martina geht es ähnlich. Sie fühlt sich nicht sehr wohl. Es braucht schon viel Kraft, den Ball überhaupt auf Höhe des Korbs zu werfen. Der Sport setzt körperlich recht viel voraus. Mit einer geistigen Beeinträchtigung geht dann in einem richtigen Spiel auch oft alles viel zu schnell. Da schaut sie lieber zu, wenn die Profis mit voller Geschwindigkeit gegeneinanderstoßen und den Ball trotzdem noch sicher in den Maschen versenken. „Das ist schon eindrucksvoll“, staunt sie. Und als Reporterin Sigrid den Ball selbst versenkt, staunt sie noch mehr.

Selbstversuch: Rollstuhlparcours

„Das wollte ich schon immer mal probieren“, sagt Sigrid. Die erste Runde dreht sie mit Hilfe des Volunteers, der den Parcours betreut. Geschoben zu werden findet sie dann doch recht einfach. „Darf ich das auch mal ohne Hilfe?“, fragt sie. Zuerst bekommt sie einen staunenden und etwas kritischen Blick. Aber natürlich darf sie. „Ich gehe trotzdem mit, ja?“, fragt der Volunteer. Gut so, denn schon bei einer – nicht einmal allzu steilen – Rampe, kommt Sigrid kaum weiter. Sie kippelt, die Vorderräder hängen kurz in der Luft. Aus eigener Kraft kommt sie nicht herüber. „Das hätte ich nicht gedacht“, wundert sie sich. „Das sieht so einfach aus. Und in der Stadt die Hindernisse sind ja noch viel größer. Da kommt man dann ja gar nicht durch“.

Infostände

Die Lebenshilfe Trier, Special Olympics Rheinland-Pfalz und die Lokale Agenda 21 Trier haben Informationen, Gespräche, Erfahrungsaustausch und Anregung geboten. Leider verhinderte schon früh am Mittag die stehende Hitze, dass noch mehr Besucherinnen und Besucher zu dem Fest kamen. Es war einfach zu heiß, sich körperlich zu betätigen und zu anregenden Gesprächen kam es dadurch nicht so oft wie gewünscht.

Trotzdem haben noch einige Menschen ihren Weg auf das Fest gefunden. Vor allem auch Jugendliche und jüngere Erwachsene zeigten sich interessiert an den Infos. Mit manchen haben sich auch unsere Redakteur*innen ausgetauscht. Es ist ein erster Schritt auf dem Weg, das noch häufig am Rande des Bewusstseins vergessene Thema der Inklusion mehr in die Aufmerksamkeit zu rücken. Denn nur, wenn Menschen miteinander sprechen und voneinander lernen, kann sich etwas zum Guten tun, sagt die Redaktion. Der vom Projekt „Selbstvertretung – Na klar.“ organisierte Lebenshilfe-Stand konnte einige Gespräche und Info-Material vermitteln.

Das größte Zusammenfinden fand dennoch, vor allem am Vormittag und frühen Mittag, beim Sport statt. Dazu brauchte es nicht einmal tiefgängige Gespräche. Gemeinsam aktiv zu sein mit einem Lächeln im Gesicht und der Möglichkeit, ungezwungen nach den eigenen Möglichkeiten teilzuhaben, war eine gute Grundlage für gelebte Inklusion.

Umfragen: Warum inklusiv, warum hier?

TACHELES-Redakteurin Heike hat sich auf dem Inklusiven Sport-Fest umgehört. Wir haben die Umfragen aufgenommen, sodass ihr sie euch in unserem Player auch anhören könnt. Hier eine schriftliche Zusammenfassung:

Bananenflanke Trier

Warum wollen Sie Ihren Sport hier vorstellen?

Mein Sohn und ich kamen zur Bananenflanke, weil er eine Beeinträchtigung hat. Ich wollte ihm ermöglichen, Fußball zu spielen. Die Bananenflanke ist ein Fußballverein für Menschen mit Beeinträchtigung. Wir wollen uns hier heute vorstellen und das Inklusive Fest unterstützen.

Wie kamen Sie zu dem Sport?

Ich habe früher selbst Fußball gespielt und wollte meinem Sohn das auch ermöglichen. Man kann gemeinsam Spaß haben und super viel voneinander lernen.

Wie kamen Sie dazu, den Leuten diesen Sport beizubringen?

Sport verbindet und durch Sport lernt man viel, vor allem sozial. Mit Sport geht es einfacher als im Alltag. Ich finde es den idealen Weg.

Was ist das Coole an Ihrem Sport?

Man kann sich miteinander freuen. Das ist das Schöne am Fußball.

Dolphins Trier

Wie kamen Sie dazu, den Leuten diesen Sport beizubringen?

Es ist immer schön, seinen Sport weiterzugeben. Viele Leute wissen gar nichts mit einem Rollstuhl anzufangen und dann die Begeisterung der Menschen zu sehen, das ist toll.

Am Stand von Special Olympics Rheinland-Pfalz

Warum sind Sie heute hier?

Wir sind noch nicht bekannt genug in Rheinland-Pfalz, deshalb wollen wir das heute nutzen.

Wie kamen Sie zu Special Olympics?

Ich habe für die Stadt Mayen Special Olympics betreut und bin dann voll eingestiegen.

Was ist das Coole an Ihrem Sport?

Man trifft immer wieder auf Menschen, die Spaß an Sport und Treffen haben. Das finde ich cool.

Am Rollstuhl-Parcours

Warum sind Sie heute hier?

Ich lebe seit 27 Jahren in Trier. Ich bin in Panama geboren und die Delegation, die nach Trier kommt, ist aus Panama. Alles, was in meiner Stadt abgeht, interessiert mich.

Was finden Sie cool am Inklusiven Sportfest?

Ich finde, es ist immer cool, wenn etwas in Trier abgeht. Und wenn die Sonne scheint – umso besser!

Barriere-Check: Sport-Fest!

Wenn TACHELES-Redakteur*innen irgendwo vor Ort sind, können sie fast nicht anders als auch ein paar Blicke auf die Organisation, den Ort und die Barriere-Freiheit zu werfen. Neben all den Eindrücken aus den Selbstversuchen wollten die Reporter*innen also auch hier noch mal genauer hinschauen.

Ort

Den Viehmarkt als Ort für das Inklusive Sport-Fest haben sie als recht gut bewertet. Er liegt zentral, bietet viel Platz und ist einfach zu finden. Der Zugang ist durch die hohen Bordsteine stellenweise begrenzt, doch gibt es genügend Eingänge, dass das kein Problem ist. Heinrich und Heike können zwar auf ebener Fläche gut laufen, Höhen und Stufen sind für sie jedoch ein Problem. Für sie war es kein Problem, auf das Fest zu kommen. Auch ein Rollstuhlfahrer, der das Fest besucht hat, sieht das so: Es sei nicht optimal, aber es funktioniere. Gleiches gilt auch für den Boden, der mit kleinen, flachen Steinen besetzt ist: Nicht so gut wie ein ganz ebener Boden, aber besser als das Kopfsteinpflaster an anderen Stellen der Trierer Innenstadt, vor allem mit dem Rollstuhl.

Toilette

Es gab eine mobile, barrierefreie Toilette. Sie wurde von der Lokalen Agenda 21 Trier organisiert. Das war gar nicht so einfach, wie die Agenda erzählt. Aber es hat sich scheinbar gelohnt. Der Wagen erhielt grundsätzlich Lob und wurde sehr gerne angenommen im Gegensatz zu der Alternative: die Toiletten in den umliegenden SWT-Parkhäusern, die häufig zugesperrt oder schmutzig sind. Durch den nicht allzu hohen Besucherandrang reichte die eine barrierefreie Toilette aus.

Leichte Sprache und Co

Es brauchte am Tag selbst kaum Texte in Leichter Sprache. Die Menschen, die zusammengefunden haben, kamen dank guter Gespräche problemlos miteinander aus. Im Vorfeld hätte Werbung in Leichter Sprache sehr gutgetan, um das Inklusive Sportfest bei allen Menschen bekannt machen zu können. Ein Helfer auf dem Fest kommt aus Costa Rica, er erzählt: „Ich bin auch nicht so ganz gut mit Deutsch. Ich habe Leichte Sprache zum ersten Mal bei euch gesehen, bei TACHELES. Ich dachte zuerst: Das sieht komisch aus. Dann habe ich verstanden: Das ist, damit es einfacher ist. Das hilft mir total!“

An den Imbissbuden am Rande des Fests gab es leider keine Speisekarten mit Bildern. Menschen mit Leseproblemen würde das sehr weiterhelfen. Redakteurin Heike und Redakteur Heinrich erzählen, wie unangenehm es häufig ist, sich immer durchfragen und helfen lassen zu müssen. Sie haben sich also erst bei ihren Kollegen erkundigt, was es an den Ständen gibt und sind dann dort hingegangen. Das hätte ein Inklusives Sportfest mitbedenken können, finden sie.

Übersetzer für Gehörlosensprache waren nicht vor Ort. Das bemängelt unsere Redaktion.

Organisation und Wirkung

Sich auf dem Fest zurechtzufinden, war für niemanden ein Problem. Wer einen Sport ausprobieren oder sich informieren wollte, musste nur an den jeweiligen Stand herantreten.

Die Betreuung der Stände konnte auch gelobt werden: „Die sind alle voll nett“, sagt Sigrid. „Die bemühen sich auch richtig“, ergänzt Heinrich. Die Anbieter und Vereine, die merklich selbst häufig mit Inklusion oder Barrieren zu tun haben, konnten gemeinsam eine offene Atmosphäre schaffen.

Zusammen zu finden, hat über den Sport auch recht gut funktioniert: „Da waren welche von dem Verein, ein Junge, einer, der einfach so vorbeikam und ich“, resümiert Heinrich seinen Einsatz im Lebend-Kicker. Der Grundgedanke des Inklusiven Sportfests hat somit einen guten Ausgangspunkt gefunden, ist sich die Redaktion einig.

„Es waren nur nicht so viele Leute da“, spricht Heike das Problem an. Da das Fest im Voraus nicht allzu gut beworben wurde, fanden weniger Menschen ihren Weg dorthin, als es verdient gehabt hätte. Die Hitze spielte natürlich auch eine große Rolle. Doch um wirklich in einem größeren Rahmen einen nachhaltigen Effekt zu erzielen, müssten schon mehr Menschen angesprochen werden, ist der Konsens bei allen auf dem Viehmarkt. „Das müssten die öfter machen. Mindestens einmal im Jahr. Damit es auch was bringt“, sagt die TACHELES-Redaktion.