Barrierefreie Events: Geh-Beeinträchtigung. Was tun? (FairWeg)
Barrierefreie Events: Geh-Beeinträchtigung. Was tun? (FairWeg)
Ich fahre im Rollstuhl durch ein Museum. Nicht, weil ich muss. Sondern, weil ich es möchte. Ich möchte nämlich ausprobieren, wie das so ist, im Roll-Stuhl. Heute nehme ich an einem Seminar teil, da geht es um barrierefreies Bewegen. Es ist Teil der FairWeg-Veranstaltungsreihe der Lokalen Agenda 21 Trier. Hier wird Veranstaltern beigebracht, ihre Veranstaltungen barrierefrei zu gestalten. Ich bin da, um für euch zu berichten.
Geleitet wird das Seminar von Karoline Hinkfoth. Sie sitzt selbst im Rollstuhl und hat Erziehungswissenschaft und Philosophie studiert. Mittlerweile ist sie selbstständig und setzt sich für eine Welt mit weniger Diskriminierung und mehr Zusammenhalt ein. Denn sie hat durch ihre Beeinträchtigung mit vielen Hürden zu kämpfen.
Sie möchte gerne, wie alle andern auch, am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben. Das wird aber nicht immer leichtgemacht und deswegen fehlt ihr manchmal auch die Kraft, sich damit auseinanderzusetzen. Sie sagt, dass sie teilweise keine Lust mehr habe, bei Veranstaltern anzurufen, um Informationen über Barrierefreiheit zu bekommen. Da bleibe sie teilweise lieber zu Hause. Unsere Redaktion kennt das auch und kann das Gefühl gut nachvollziehen. Hinkforth möchte das aber ändern, denn sie sagt, Barrierefreiheit bringt uns allen etwas und ermöglicht es jedem, an der Gesellschaft teilzunehmen.
Wir durften vor Ort dann das Rheinische Landesmuseum Trier im Rollstuhl erfahren und testen, wie wir damit zurechtkommen. Ich hatte schon die ersten Probleme, bevor ich überhaupt die Ausstellung angucken konnte. Denn ich kam nicht durch die Tür von unserem Besprechungsraum. Die hat zwei Teile und ich musste beide zu mir ziehen. Das ging nicht, sie waren sehr schwer. Erst durch Hilfe kam ich überhaupt in die Ausstellung.
Meine zweite Herausforderung war der Aufzug. Der war zwar da, aber die Türen gingen sehr schnell zu. Es kam mir vor wie ein Sprint, den ich hinlegen musste zwischen Knopfdrücken und reinfahren. In der Ausstellung konnte ich mich dann gut bewegen, es war viel Platz. Leider konnte ich vom Rollstuhl aus nicht alle Texte oder Ausstellungs-Stücke sehen. Das war mir vorher gar nicht so bewusst, dass auch das eine Barriere für Rollstuhlfahrer sein kann.
Eine weitere Herausforderung war die Toilette. Ich war zum ersten Mal auf einem Rollstuhl-Klo und es kam mir sehr klein vor. Ich bin überall angeeckt aber das lag teils wohl auch an meinem fehlenden Fahrkönnen. Meine Begleitung hatte mich im Rollstuhl auch über eine kurze Zeit gefahren. Da ist mir aufgefallen, dass das ein unangenehmes Gefühl ist, so die Kontrolle über mich und meinen Weg zu verlieren. Ich hatte das Gefühl nicht mehr richtig selbstbestimmt entscheiden zu können, wo ich hingehe. Ich konnte durch diesen Selbstversuch viel dazulernen und die Erfahrung von Rollstuhlfahrern besser verstehen. Vor allem sind mir Probleme und Barrieren aufgefallen, über die ich vorher noch nie so nachgedacht habe. Ich denke, den Veranstalterinnen und Veranstaltern in der Gruppe ging es ähnlich.
Hier sind noch ein paar Barrieren oder Probleme, die Karoline Hinkfoth nannte und die Veranstalter lösen sollten:
Barrieren vor dem Besuch
- unebene / enge Zufahrtswege
- verstellte Eingänge
- fehlende Parkplätze
- schlechte Erreichbarkeit / Busverbindung
- fehlende Informationen zur Barrierefreiheit
Barrieren während des Besuchs
- Fehlende oder kaputte Aufzüge
- Geländer fehlen oder zu hoch
- fehlende / schmale / steile Rampen
- zu schmale Türen oder Durchgänge
- Rollstuhlplätze fehlen oder sind abseits gelegen
- Am besten wäre: Nicht nur Rollis in die erste Reihe, sondern wenn möglich einzelne Rolli-Plätze in der Menge: eine Durchmischung und keine Abgrenzung
- fehlender Platz für Begleitpersonen
- fehlende oder unzugängliche Toiletten
- Ausstellungs-Stücke und Beschreibungen sind zu hoch oder nicht lesbar
- Fehlende Ansprechperson bei Problemen
- Fehlende Ruhemöglichkeiten / Sitze